Inhaltsverzeichnis
Kapitel 0 – Prolog
Kapitel 1 – Das Schloss erstrahlt im Kerzenglanz
Kapitel 2 – Schneegestöber
Kapitel 3 – Suche nach dem Geschenkband
Kapitel 4 – Leckereien in Not
Kapitel 5 – Ein Geschenk für den Weihnachtsmann
Das Schloss liegt einfach so da, fast so als wäre es unter einer dicken, schweren Schneedecke vergraben. Es ist erst Anfang Dezember, die Heizkessel sind nicht in Betrieb, denn die kleinen Weihnachtsmannwichtel sind noch immer im Urlaub. Ohne diese kleinen guten Geister würden die alljährlichen Dezemberfeierlichkeiten nie so richtig stattfinden können. In der Winterjahreszeit wird wahrlich jede Hand gebraucht. Aber erst morgen, am 6. Dezember, sollen die Arbeiten für den Heiligen Abend beginnen. Es ist im Moment recht kühl hier. Die Nasenspitze wird Einem vom bloßen Dastehen ganz rot und schon nach ein paar Minuten fühlt sie sich an, wie ein kleiner Eiszapfen. Wie im schönsten Märchen fallen die Flocken ganz friedlich auf den gefrorenen Winterboden. Auch die Glocke am obersten Turm gibt keinen Mucks mehr von sich. Die gesamte Technik wurde von Väterchen Frost und seinen Minusgraden lahm gelegt. Und auch die Türklinken sind mittlerweile so kalt und gefroren, dass kein Mensch der Welt sie berühren möchte. Es wird sehr viel Mühe und Kraft nötig sein, damit hier die weihnachtlichen Vorbereitungen beginnen können. Da kommt ein großer Berg an Arbeit auf die kleinen Wichtel und den Weihnachtsmann zu.
Kapitel 1 – Das Schloss erstrahlt im Kerzenglanz
Ganz erschrocken blickt Wichtel Willi drein, als er das ganze Ausmaß der Katastrophe sieht, das ganze Schloss vereist und zugeschneit. Nach und nach trudeln auch die anderen Wichtel und die Weihnachtsmann-Feen ein. Doch Wichtel Willi, der auch sonst immer für seine genialen Einfälle bekannt ist, bekommt auch hier wieder blitzartig eine tolle Eingebung. Und schon wuselt er umher, kramt in den Kisten auf den Schlitten herum und leert ganze Säcke auf dem gefrorenen, eiskalt glitzernden Schneeboden. Da kommen Nudelhölzer, altbackene Plätzchen, Kerzen, aber auch einige technische Geräte zum Vorschein. Noch immer kramt der kleine Wichtel in einem riesengroßen Haufen und ist darin schon fast bis zum Kopf verschwunden. Plötzlich hört man ein triumphierendes, wenn auch leicht ersticktes Geräusch: „Ha gefunden, ich hab ihn gefunden.“ Nach und nach wenden sich alle anwesenden Geschöpfe dem Berg an Unwichtigkeiten zu. „Was hat den der kleine Wichtel da gefunden“ raunt es durch die Menge. „Ich hab einen elektrischen Fön gefunden. Wireless“. – „Ein Fön? Was wollen wir denn jetzt mit einem Fön?“ fragt ein doch sehr irritiert dreinschauender Unwissender. „Na wir wärmen die Türklinken und Schlösser damit auf. So bringen wir das Eis zum Schmelzen und wir kommen zumindest erst einmal in das innere des Schlosses. Und wieder geht ein Raunen durch die Menge. Doch diesmal klingt es schon sehr viel mehr nach Zuversicht. Wichtel Willi schnappt sich den Fön und flitzt schon Richtung Tür. Der Fön verrichtet mit einem ohrenbetäubenden Geräusch seine Arbeit. Und das sogar sehr gut. Denn bereits nach wenigen Augenblicken fällt der erste Eiszapfen in den Schnee. Die Menge bricht in Begeisterung aus und schon kurz darauf beginnt ein wildes Hin und Her. Jeder ist auf der Suche nach einer ähnlichen technischen Errungenschaft aus der Neuzeit. Aber vorerst wird keiner so richtig fündig und so konzentriert man sich schnell wieder auf den kleinen Wichtel mit der abgeknickten Mütze. Als das Schloss nun endlich freigelegt ist, fährt langsam mit einem geräuschvollen Klicken der Schlüssel in seine Bestimmungsposition. Nur schwer lässt er sich umdrehen. Eine Schweißperle kullert von des Wichtels Stirn, aber die Anstrengung lohnt sich. Unter dem Stöhnen der großen Holzbalken öffnet sich die eisige Pforte. Ein kühler Wind weht den kleinen Helfergestalten um die Nasen. Doch bei Wichtel Willi sieht man erneut ein Runzeln auf der Stirn und nur Augenblicke später kehrt er von einem anderen Schlitten mit einem großen Sack zurück. „Hier drin sind tausende von verzauberten Kerzen. Sie spenden nicht nur Licht für ein ganzes Jahr, sondern verteilen im Raum auch wohlige Wärme. Genau das richtige für eisig kalte Wintertage. Verteilt ungefähr die Hälfte davon im Schloss, das sollte reichen. Die andere Hälfte verteilt ihr aber rings um das Schloss. Nehmt euch ein paar Feen zu Hilfe, denn ohne Feuer nützen uns diese Zauberkerzen nicht. Mit ihrem Atem werden sie unsere kleinen Wärmespender schon zum Glimmen und Brennen bringen.“
Bald darauf sind fast alle Kerzen verteilt und ein warmer Schimmer verleiht sowohl dem Inneren, als auch dem Äußeren des Schlosses einen weihnachtlichen, warmen Glanz. Alles sieht so richtig nach Weihnachtsmannschloss und nach einer guten Vorbereitung aus. Doch der Schein trügt ein wenig. Denn jetzt ist noch viel zu tun. Aber der Anfang ist zumindest geschafft.
Hoch über dem Schneegestöber fliegt bereits der Mann, dessen Gewand vom Stress der letzten Jahre schon etwas an roter Farbe verloren hat. Hier und da klaffen auch kleine Risse im festlichen Umhang. In zehn Minuten beginnt dann auch schon der Landeanflug auf das Weihnachtsmannschloss. Die kleinen Wichtel haben aber wegen des Schneegestöbers bereits ihre Bedenken angemerkt.
Am Boden herrscht reges Treiben. Jeder verfügbare Wichtel und jede freie Fee wurde zum Schneeschippen oder besser zum Freiräumen der Landebahn eingeteilt. Doch auf einmal flitzt ein kleiner Wichtel wie wild auf der Landebahn umher. Es ist Wichtel Willi und so wie es scheint, hat er wieder einmal einen großartigen Einfall. „Ich, ich …. Ich hab da eine Maschine gebaut“, bekam er vor Aufregung kaum heraus. „Du hast was?“, fragte eine kleine Fee dessen Nasenspitze einen kleinen Schneeberg trug. „Wer bist du denn?“ guckte der kleine Wichtel ganz verdutzt. „Ich bin Meggie“, sagte die zerbrechliche Elfe, „aber nun erzähl schon, was hast du den entwickelt?“. Die Worte und die sanfte Stimme schienen unseren Wichtel sichtbar zu beruhigen und er besann sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe. „Also ich habe da so ein Gerät gebaut, mit dem man ganz einfach den überflüssigen Schnee von der Start- und Landebahn fegen kann … oder soll ich besser blasen sagen. Naja das Prinzip ist ganz einfach. Stellt euch einfach einen Staubsauger vor … nun das Gerät funktioniert ja nun wie ein Staubsauger … nur irgendwie … andersrum“. Mit einem lauten Dröhnen sprang der vermeintliche Staubsauger an und blies sämtlichen Schnee von der Landebahn, so dass man schon die Holzplanken sehen konnte. „Nun … äh das ist jetzt nicht ganz so günstig“, vermerkte Willi rasch, „das ganze System ist wohl noch nicht ganz ausgereift“. Die kleine Elfe aber bemerkte recht schnell die innere Anspannung und das traurige Gesicht unseres kleinen Wichtels. „Feen können nicht nur Schnee zum Schmelzen bringen, sie können auch Wasser zu gefrieren bringen. Diese Eigenschaft stammt eigentlich von unseren Schwestern den Elfen ab“ Sofort bildete sich eine Schlange aus vielen kleinen und großen Helferlein und in kürzester Zeit wurden tausende Eimer mit Wasser auf der Landebahn verteilt. Der Feenatem ließ die Wassertröpfchen sofort auf dem Holz gefrieren und es bildete sich eine Eisschicht, in der sich jedes Gesicht spiegeln konnte. „Nun, ein recht gefährliches Unterfangen für unseren Weihnachtsmann … meint ihr nicht?“, wollte ein weiterer Wichtel anmerken. „Nun ich hab da eine Idee“, kam es aus Wichtel Willi nur ganz zaghaft heraus, „wir holen uns alle Kissen aus dem Weihnachtsmannschloss, schneiden die Kissen auf und verwenden die Federn sozusagen als Ersatzschnee“. Die Idee stieß bei allen auf Begeisterung. Gesagt, Getan. Und bereits wenige Minuten später sah es auf der Landebahn aus wie nach einer misslungenen Kissenschlacht. Aber auch das Eis aus den Wassertröpfchen und dem Atem der Feen zeigte seine Wirkung. Denn so wurde verhindert, dass der Wind die Federn zu seinem Spiel nutzte.
Und so kam es, dass der Weihnachtsmann nach einiger Zeit doch unbehalten seine Residenz für die Wintertage ansteuern konnte. Die Vorbereitungen können also beginnen.
Kapitel 3 – Suche nach dem Geschenkband
Noch immer schickte Frau Holle dicke große Schneeflocken zur Erde. Vor dem Schloss türmte sich noch immer der Schnee bergeweise. Doch durch die kleinen Fenster ließ sich dennoch das wilde Treiben im Inneren beobachten. Verzweifelt sah man den Weihnachtsmann an seinem Tisch sitzen. Der Kopf war auf die eingeknickten Arme gestützt – Es bot sich ein Bild der Verzweiflung. Die Weihnachtselfe aus der Schneiderwerkstatt fiel krankheitsbedingt aus und so fehlte dem alten Mann im roten Kittel Weihnachtsband zum Verpacken und Beschriften der Geschenke. So ging der Weihnachtsmann auf Suche in seinem großen Schloss. Zuerst kam er an seiner Backstube vorbei. Süßlicher Duft der gerade aus dem riesigen Steinbackofen geholten Plätzchen umschwirrte seine Nase und veranlasste ihn zum Träumen. Plötzlich stolperte er über einen Wichtel, der darauf wie wild zu schimpfen begann. „Wenn das hier so weitergeht, dann schaffe ich hier nie alle Plätzchen rechtzeitig. [..] Oh Herr Weihnachtsmann, tut mir leid. Kann ich etwas für sie tun?“ fragte der Kleine. „Das kannst du vielleicht. Komm doch bitte mit mir.“ Und so zogen die Beiden weiter. Sie folgten einem langen Flur, mit roten Samtteppichen ausgelegt, der durch wärmendes Kerzenlicht erhellt wurde. Nach wenigen Augenblicken standen beide vor einer Tür mit der Aufschrift „Lass dich verzaubern“. Die schwergängige Klinke wurde heruntergedrückt und die Tür bot Einlass. Nur kurz musste man den Blick schweifen lassen, um zu erkennen, dass hier gar wunderbare, ja wunderschöne Dinge geschehen. Aus vielleicht lieblos verpackt anmutenden Geschenken wurden wahre Prachtgeschenke. Aus gelblichen Weihnachtssternen wurden in wenigen Sekunden goldgelb leuchtende Weihnachtsbaumspitzen gezaubert. Kein Zufall, dass hier die Finger der zarten Elfen im Spiel sein mussten. Auf der runden Knollnase des Weihnachtsmannes landete prompt die geschickteste aller Zauberfeen. „Kann ich den Herrschaften helfen?“ Mit einem freundlichen Brummen gab der Weihnachtsmann zu verstehen, dass des Elfchens Hilfe hier auch von Nöten war. Und so wurde aus unseren zwei Suchenden schnell ein Dreiergespann. Zu guter Letzt stieg man tief in den dunklen Keller hinab. Auf den Treppen bildete sich langsam eine dünne Schicht von Eis. Hier mussten alle Türen geschlossen gehalten werden, sofern man im Warmen sitzen und natürlich arbeiten wollte. Hier ganz tief verborgen findet man die Erfinder- und Bastlerwerkstatt. Emsig arbeitende Wichtel denken sich hier die tollsten Sachen für die vielen kleinen Kinder aus, die Jahr für Jahr auf ein Geschenk vom Weihnachtsmann hoffen. Ein Wichtel mit schwerer Brille auf der Nase steuerte direkt auf den alten Mann im roten Kittel zu. „Kann ich ihnen helfen, gnädigster Herr?“ Mit einem Nicken wurde auch der letzte benötigte Helfer davon überzeugt, dem Weihnachtsmann zu seinem Arbeitsplatz zu folgen.
Angekommen wurde das Problem recht schnell offen gelegt: „So meine kleinen Freunde und Helferlein in der Not, ich brauche eure Hilfe. Da eine unserer besten Schneiderfeen ausgefallen ist, habe ich nun kein Geschenkband mehr bei der Hand. Ich brauche eure Ideen.“ Der Wichtel aus der Backstube hatte auch gleich eine Idee: „Ich knete euch ein Geschenkband aus Teig.“ – „Und damit du das nicht mehr Backen musst, veredle ich das Teigstück mit meinen Zauberkräften“, fiel die Zauberfee dem Backwichtel ins Wort. „Und ich nähe euch kleine Knöpfe an das Band, damit euch die Geschenke nicht auseinander fallen.“
Und so wurde auch dieses Problem im Weihnachtsmannschloss gelöst. Nicht nur, dass jetzt alle Geschenke rechtzeitig verpackt wurden, nein nun gibt es auch noch ein paar besondere Prachtexemplare unter ihnen. Denn schließlich gibt es im weihnachtlichen Schloss jedes Jahr neue Überraschungen.
Dem Weihnachtsmann war also geholfen, die Bäckerei allerdings konnte nun jede freie Hand gebrauchen. Als Bäckerwichtel Sepp zu seiner Backstube zurückkehrte offenbarte sich ihm ein Bild der Verwüstung. Der Backautomat für die Plätzchen lag quer durch den Raum auf dem nun kalten Steinfußboden verteilt. Auch einige Kekskrümel lagen darunter. Das Chaos war perfekt. Nur wenige Tage vor Weihnachten und die harte Arbeit der letzten Wochen war fast völlig hinüber. Der Wichtel mit dem rundlichen Bauch sank auf seine Knie, ihm kullerte eine große Träne über die Wange. Hier gab es scheinbar keinen Ausweg mehr. Ein paar Minuten später befand er sich wieder auf den Beinen und rannte über unzählige Stufen hinauf und hinab in das Büro des Weihnachtsmannes. Aber auch dieser saß nicht an seinem Platz. Und wieder begann für unseren Bäckerwichtel ein kleiner Marathon durch das Schloss. Viele Stufen jagte er hinab in das tiefe steinerne Gemäuer des Kellers. Nachdem er die Tür kraftvoll aufgestoßen hatte, blickten ihn 5 Paar Augen erschrocken an. Er muss total fertig ausgesehen haben, denn noch immer blickten alle Anwesenden in das hilflose Gesicht von Wichtel Sepp. Willi übernahm die Initiative: „Herrje Sepp, was ist denn mit dir geschehen. Du blickst ja total fertig drein. Setzt dich erstmal hin und dann erzähl’ doch bitte, was dir widerfahren ist“. Sepp nahm auf einem sonderbaren Sitzgestell Platz und schilderte mit verloren dreinklingender Stimme dem Ingenieurswichtel seine missliche Lage. „Vielleicht sind deine Plätzchen doch noch nicht ganz verloren“, ließ Wichtel Willi zögernd durchklingen und runzelte dabei seine Stirn. Erinnerst du dich? Neulich auf der Landebahn hat mir die kleine Elfe Meggie sanft zugesprochen. Nun, du darfst es aber Keinem erzählen, aber ich und Meggi, wir […]“ – „Nun komm schon raus mit der Sprache“, schoss es Sepp forsch zwischen Lippen hervor. „Also wie ich gerade sagen wollte“, war nun Willi wieder am Zug, „können uns Meggie und ihre Helferchen dabei etwas unterstützen. Ich repariere dir deine Maschine und du steigst in den Südturm zur Elfenfee Meggie hinauf. Richte ihr viele Grüße von mir aus und sage ihr, dass ich sie mit allen verfügbaren Kräften in deiner Werkstatt brauchen kann“. Gesagt, getan und so begann für Sepp erneut ein Wettlauf gegen die Zeit. Schon wieder durchkämmte er in einer atemberaubenden Geschwindigkeit die Flure des Weihnachtsmannschlosses. Er rannte so schnell, wie ihn seine kleinen Beine nur tragen konnten. Völlig außer Atem erreichte er die Tür am obersten Ende des Südturms. Schnaufend trat er ein und sah Meggie in voller Schönheit direkt in die Augen. „Ich […] brauche deine Hilfe“, kam es gerade so von seinen Lippen. Ihre Schönheit blendete ihn, aber er wusste um Willis Gefühle und so konzentrierte er sich wieder auf das Wesentliche: „Ich soll dir von Wichtel Willi viele liebe Grüße ausrichten. Er braucht dich und alle deine Freunde in meiner Backstube – zum Plätzchenbacken.“ Kurz darauf war Meggie schon verschwunden und Sepp machte sich zurück auf den Weg zur Backstube. Er staunte bei seiner Ankunft nicht schlecht, denn der kleine Tüftler hatte sein Wort gehalten und seine Backmaschine war repariert. Und nicht nur das. Willi hatte sie zu einer Art Fließbandmaschine umfunktioniert. Als Meggie kurz darauf mit neuen Helfern auftauchte verstand auch Sepp. Bis in die frühen Morgenstunden schufteten alle anwesenden Wichtel und Feen. Erst als die Glocke im Nordturm fünfmal hintereinander schlug, fielen alle todmüde in den verdienten Schlaf, denn die Arbeit war getan und so konnten sich alle für das Verladen der Geschenke und das Verschicken der Plätzchen vorbereiten. Das große Finale steht aber noch unmittelbar bevor. Der Heilige Abend kann kommen.
Kapitel 5 – Ein Geschenk für den Weihnachtsmann
Viele Pakete stehen nun im Lagerraum bereit und wollen auf den großen majestätischen Schlitten des Weihnachtsmannes verladen werden. Doch wie jedes Jahr gibt es ein riesiges Platzproblem. Die Kinder dieser Welt haben wieder viel mehr Wünsche geäußert als im Vorjahr. Und nun tut es der verzauberte, mit extra Paketfächern ausgestattete Schlitten des bärtigen alten Mannes wohl auch nicht mehr. Doch dieses Jahr haben sich die Bastelwichtel und die Elfen zusammengetan und haben dem Weihnachtsmann pünktlich zum Heiligen Abend sein alljährliches Geschenk überbracht.
Aber lasst mich von vorne anfangen mit erzählen: Noch so ungefähr eine Woche war es bis zum Heiligen Abend, vereinzelt spielten die Elfen und die Wichtel zusammen im Tiefschnee oder hockten, wie Meggie und Willi gerade, im Schloss vor einem warmen Kamin und tüftelte über ein Geschenk für den Weihnachtsmann. „Es muss etwas sein, was der alte Mann gebrauchen kann.“, meinte Willi. „Ja und er muss selber Freude daran haben.“, empfand Meggie. Und so grübelten die Beiden bis tief in die dunkle verschneite Nacht hinein. Auf einmal sprang Meggie, wie von der Stricknadel gestochen in den Stand und verkündete lautstark ihre Idee: „Ich habs, wir schenken dem Weihnachtsmann einen neuen Sack für seine Geschenke. Aber nicht nur einen ganz normalen Leinensack, sondern einen verzauberten Sack, in dem alle Geschenke Platz finden, die sich die Kinder zum Heiligen Fest gewünscht haben.“ – „Und wie willst du das genau anstellen?“, fragte der sonst so erfinderische Wichtel Willi etwas irritiert. „Nun ich habe da im letzten Sommer etwas Tolles entdeckt. Bei meiner Schwester im Schlafgemach habe ich in der untersten aller Schubladen eine bahnbrechende Entdeckung gemacht.“, wollte die kleine Fee mit der Erklärung beginnen. Doch Willi war sehr ungeduldig und so redete er seiner Freundin etwas zu rasch ins Wort: „Nun komm schon raus mit der Sprache, was hat es mir der Entdeckung auf sich?“ – „Also, da unten im Schubfach, da fand ich ein Wollknäuel. Ich fragte meine Schwester ob ich mir daraus ein paar warme Handschuhe stricken könne. Sie stimmte ein. Und so begann ich also zu stricken. Nach einer Woche und harter getaner Arbeit war ich richtig stolz auf mein Werk. Bald kam mein großer Bruder in Zimmer und wollte die Handschuhe gleich anprobieren. Ich wollte noch protestieren, da ihm dieses Strickwerk eh nicht gepasst hätte. Doch wie durch ein Wunder passten die Handschuhe. Nun probierte ich natürlich noch ein bisschen hin und her, und fand heraus, dass hier ein Zaubergarn am Werk war. Es ließ sich fast bis ins Unendliche dehnen. Und vorhin als wir beide so dagesessen haben, musste ich an meine Nikolaussocke denken, die ja auch immer so weit gedehnt wird. Nun, da kam mir die Idee mit dem Sack für unseren Weihnachtsmann. So also versammelte man sich, fernab vom Büro des Weihnachtsmannes mit vielen freiwilligen Helfern in der großen Halle. Willi und Meggie verkündeten gemeinsam ihr Vorhaben, welches sofort auf lautstarke Jubelstürme und euphorische Begeisterung stieß. So nähten tage- und nächtelang viele zerbrechliche Feenfinger und grobe Wichtelgriffel liebevoll an einem neuen Geschenkesack.
Am frühen Morgen des 24. Dezember begann der Weihnachtsmann etwas unbeholfen mit dem Beladen seines Schlittens und stieß recht schnell an seine Grenzen. So trottete er etwas zerknirscht zum Frühstück und staunte nicht schlecht, als alle Wichtel und Feen versammelt um seinen Kaffeepott standen. „Was ist den hier los?“, fragte der Weihnachtsmann. „Nun, wir wissen, gewöhnlich gibt es die Geschenke ja erst am Abend. Aber da du heute Abend unterwegs sein wirst, möchten wir dir dein Geschenk schon jetzt überreichen. Sechs Elfen und sechs Wichtel trugen das Geschenk für den alten Herrn hinein. Liebevoll verpackt, lag ein weiches Etwas in den, von der Arbeit der letzten Tage, strapazierten Händen des Weihnachtsmannes. Mit einer großen Schere durchschnitt er das Geschenkband. „Ein neuer Geschenkesack?“, fragte der Mann, der sein rotes Gewand angelegt hatte, mit freudigem Unterton in seiner Stimme. „Nicht nur das“, vermerkte Willi, „denn hier bekommst du alle deine Geschenke unter. Der Sack ist aus dehnbarem Garn geschneidert. Das lässt bestimmt keine Wünsche und Kinderträume mehr offen.“, verkündete Willi ganz professionell. „Das ist aber lieb von euch. Da kann das Fest für Groß und Klein ja aber beginnen.“
Und so wurde es ein wunderschönes Weihnachtsfest für Jedermann. Viele Wünsche gingen in Erfüllung und dank des neuen Sackes floss bei den Kleinen auch keine einzige Träne (sofern mir das bekannt ist). Es schien fast so als wäre es ein perfektes Weihnachten geworden, dank der vielen kleinen freiwilligen Helfer im Weihnachtsmannschloss.
Und so besannen sich viele Familien auf die Friedlichkeit der Feiertage und genossen das Beisammensein mit ihren Familien. Es wurde sogar erzählt, dass auch in der Wüste eine kleine Tanne im Sand eingebuddelt wurde und die Sandkörner im Wind ein kleines, lieblich klingendes, Weihnachtslied verklingen ließen.