Sommersonne – Kapitel 12 – Kaffeepause


Christian war eigentlich viel zu zerknittert, um an diesem Tag aufzustehen. Nur mit größter Anstrengung schaffte er es dennoch bis zur Kaffeemaschine. Er machte für sich gleich 2 Tassen, denn die brauchte er heute einfach. Das Croissant mit Butter drauf schmeckte ihm nicht so gut, wie sonst. Grausame Realität – Er war wieder alleine. Aber das Leben musste trotzdem weiter gehen. Deshalb beschloss er kurzerhand in die Stadt zu fahren. Das Fahrrad, sein bester Freund in solchen Zeiten, brachte ihn ohne Probleme in 15 Minuten bis ins Zentrum. Er schlenderte gemütlich über die belebte Einkaufsmeile. Sein Ziel war der PC-Store in der Nähe des Bahnhofs. Er brauchte wieder eine Beschäftung. Und da war das Basteln und Schrauben am PC die beste Lösung. Nur schaffte er es nicht ganz bis zu dem Laden. Auf halber Strecke sprach ihn ein bildhübsches Mädel an und lächelte ihm zu. „Kennen wir uns?“, fragte Christian halb zerknirscht. „Ich denke bisher noch nicht, du hast mich vielleicht einmal bemerkt.“ – „Vielleicht!?“ – „Ich hab im Krankenhaus schon mal versucht, deine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, aber du warst wohl zu sehr mit dir selbst beschäftigt.“ – „Wohl war.“ Christian musste wieder an Isabell denken und stellte wieder einmal schmerzlich fest, wie sehr er sie vermisste. „Lust auf einen Käffchen?“ riss es ihn wieder aus seinen Gedanken. Christians Gehirnwindungen kamen langsam zum Arbeiten. Da sprach ihn ein hübsches junges Mädchen an und bat ihn eine Tasse Kaffee mit ihr zu trinken. Anderseits hatte er gerade eben am Vortag eine Abfuhr von einem Mädel bekommen und so richtig fehlten ihm noch der Mut und die Stimmung für ein Kaffeekränzchen. Nach noch einem Gedankengang willigte er schließlich ein. Was hatte er denn auch zu verlieren und Kaffee ist im Moment auch nicht die allerschlechteste Lösung. Christian wäre außerdem nicht Christian gewesen, wenn er einer Einladung von so einem hübschen Geschöpf hätte sausen lassen, nur auf Grund von seinem angeknacksten Ego. Sie setzten sich in eine gemütliche Cafeteria. Sie stand auf Stelzen genau über der Einkaufspassage und man hatte von hier einen super Überblick und konnte auch ganz einfach mal Leute beobachten. Beide ließen sich im Außenteil der Anlage in ihre Sitze fallen. „Na dann. Mit wem hab ichs denn jetzt zu tun“; begann Christian das Gespräch. „Nunja in Freundeskreisen nennt man mich schon mal Julia und es soll auch schon mal vorgekommen sein, dass ich anderen mächtig auf die Nerven gehen kann.“ – „Mhh wie du meinen?“ – „Ach weißt du, ich bin halt doch ein bisschen lebhaft und immer auf Achse. Deshalb halt. Manche kommen halt mit meinem Tatendrang weniger zu Recht. Bin halt so was wie ein kleines Energiebündel.“ Klein sollte wohl eine Anspielung auf ihre Körpergröße sein. Das Alter konnte Chris schlecht einschätzen, aber von der Größe könnte der Satz schon passen. Ein Lächeln entwich aus seinen Mundwinkeln. Ganz unschuldig blickte ihn Julia an: „Was ist denn?“ – „Ach nix weiter. Mir gefällt die Vorstellung, dass mir da grad ein lebendes Kraftwerk gegenübersitzt.“ Auch sie ließ sich zu einem breiten Grinsen hinreißen. „Ja ich glaub Kraftwerk trifft es voll und ganz.“ Beide unterhielten sich noch ganze 2 Stunden sehr angeregt. Dann meinte Christian so: „Ich muss noch ein bisschen was machen. Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ein paar Verpflichtungen will ich schon noch nachkommen. Beide tauschten noch die Handynummern aus verabschiedeten sich und dann schlenderte Christian weiter auf der Einkaufsmeile Richtung Bahnhof. Seine Laune hatte dank Julia heute einen Riesensatz gemacht. Die Arbeit am Rechner kann kommen, dachte er, bevor er in den PC-Shop einbog.

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