Ungeteilte Sehnsucht (23.03.05)


Er freute sich schon auf das nächste Mal.
Man nannte ihn den Chef vom Abwasserkanal.
Seine Freude war ach riesengroß.
Was war nur mit seinen Gefühlen los?

So stieg er früh ab in den Kanal.
Für ihn aber nicht der Hauch einer Qual.
Er dachte an ein Fräulein, so schön wie eine Orchidee.
Traf sie damals, aufgehalten von einer Schneewehe.

Man traf sich öfters im Cafe.
Trank abends den ein oder anderen Chantre’.
Er schätzte sie und begann zu verstehen.
Den neuen Weg würden sie gemeinsam gehen.

Der Frühling ging, der Sommer kam.
Der neu gewonnenen Freundschaft jeglichen Schwung wegnahm.
Ein armer Kerl nun wieder allein.
Verbrachte manch trostlosen Abend daheim.

Doch weder Hass noch Traurigkeit überwog.
Ein Gefühl, als ob er wie auf einer Wolke flog.
Jeder Gedanke galt nur ihr.
Er fand es schade, sie war nicht hier.

Der Alltag griff zu, die Arbeit musste beginnen.
Schien er nur vor sich her zu spinnen?
So glaubte er trotzdem fest an sein Glück.
Warf ihn sein Leben noch so weit zurück.

Er traf sie wieder – 6 Jahre sind vergangen.
Ein Leben – schwer – zwischen Hoffen und Bangen.
Sie lief an ihm vorbei ohne einen lieben Blick.
Er jedoch drehte sich um – blickte zurück.

Wieder schwelgte er in Erinnerung.
Dachte zurück an den morgendlichen Schwung.
Auch hatte er bisher keine neue Frau.
Denn er wollte nur sie, dass wusste er genau.

Doch es kam kein Brief und auch keine Nachricht.
Keine liebe Botschaft war in Sicht.
So stieg er wieder in seinen Kanal hinein.
Dort war er nun mit seinen Gefühlen allein.

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